Was machen eigentlich Personalräte die ganze Zeit?
Andreas Dittmann von der Stabstelle für Presse und Kommunikation im Gespräch mit Personalrätin Ulrike Marx.
An der FAU – und an den Unis in ganz Bayern – stehen die Personalratswahlen an. Für mich wird es die erste Personalratswahl sein. Aber ehrlich gesagt: Ich habe wenig Ahnung, warum es überhaupt Personalräte gibt, was die konkret machen und wieso es an der FAU so viele davon gibt.
Dankenswerterweise hat sich Ulrike Marx für mich Zeit genommen und mir meine vielen Fragen beantwortet. Sie ist Personalrätin – sowohl im WiSo-Personalrat als auch im Gesamtpersonalrat.
Warum gibt es mehr als einen Personalrat?
Ulrike Marx kennt diese Frage gut: „Das ging mir am Anfang auch so“. Sie erklärt mir, dass das an der FAU unter anderem mit der räumlichen Entfernung der Beschäftigten zu tun hat.
Die einen arbeiten in Nürnberg, die anderen in Erlangen. Die einen sind rund ums Schloss tätig, die anderen am Südgelände. Das Personalrat-Gesetz erlaubt die Bildung örtlicher Personalräte. Und so kommt es, dass sich die Beschäftigten an manchen Standorten zusammengeschlossen haben, um die Kolleginnen und Kollegen vor Ort zielgerichteter zu unterstützen.
Und der Gesamtpersonalrat? „Den muss man als Dach sehen“, beschreibt Ulrike Marx. Der Gesamtpersonalrat hat also das große Ganze im Blick.
Und warum gibt es überhaupt Personalräte?
Darauf gibt es eine juristische und idealistische Antwort. Die juristische: „Es gibt ein bayerisches Personalvertretungsgesetz. Das sagt, dass ab einer bestimmten Anzahl an Beschäftigten ein Personalrat zu stellen ist. Es sei denn, es meldet sich keiner“, erklärt Ulrike Marx.
Die idealistische klingt so: „Ich finde, man kann nur gemeinsam etwas erreichen“, sagt sie. „Es ist wichtig, dass es für uns Beschäftigte eine Lobby gibt. Als Gruppe können wir unsere Interessen besser vertreten und sind stärker als einzelne Personen.“
Was also machen die Personalräte, um uns Beschäftigten eine Lobby zu sein?
Eine wichtige Aufgabe sind die Dienstvereinbarungen, erklärt mir Ulrike Marx. Das sind so etwas wie Verträge, die einzelne Bereiche unseres Arbeitslebens, zum Beispiel die Zeiterfassung oder die Arbeitssicherheit, regeln sollen.
Außerdem sind die Personalräte bei Einstellungen und Kündigungen involviert und müssen ihre Zustimmung geben. Ulrike Marx erzählt, dass Personalrätinnen und Personalräte auch in Vorstellungsgesprächen dabei sein können.
In den örtlichen Personalräten geht es generell stärker um die Hilfe bei Problemen vor Ort. Die Personalrätinnen und Personalräte sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, sie sind das Bindeglied zwischen Beschäftigten und der Dienststelle, können vermitteln, beraten oder Tipps geben. „Ich sehe mich als Angelpunkt zur Dienststelle“, beschreibt mir Ulrike Marx ihre Sicht.
Übrigens: Mit „Beschäftigte“ sind auch wirklich alle Beschäftigten gemeint, auch Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter können auf die Personalräte zukommen.
Schön und gut, aber wie sieht das nun konkret aus?
Ulrike Marx erzählt, dass sie zum Beispiel Kolleginnen und Kollegen in Eingliederungsgespräche begleitet. Es tue den Betroffenen manchmal gut, wenn noch jemand dabei ist, der zwar neutral ist, aber im Zweifel Partei für die betroffene Person ergreift. Auch bei Anhörungsgesprächen aufgrund einer Abmahnung ist sie schon als Zeugin mitgekommen.
Sie und die anderen Kolleginnen und Kollegen im Personalrat stehen uns Beschäftigten außerdem beratend zur Seite, zum Beispiel bei einer falschen Einstufung oder wenn ein befristetes Arbeitsverhältnis endet. Aber: „Ich kann keine Rechtsberatung geben“, stellt Ulrike Marx klar.
Was sie aber tun kann, ist ihr Netzwerk zu aktivieren. Ulrike Marx hat zum Beispiel gute Kontakte in die Gewerkschaft und kann sich dort für ihre Kolleginnen und Kollegen Hinweise geben lassen.
Und sie ist gut an der Uni vernetzt – natürlich vor allem an der WiSo. Das hilft ihr in Konfliktfällen mit den Betroffenen zu kommunizieren und Lösungen zu erarbeiten. „Es gab zum Beispiel Fälle von Bossing und Mobbing, Fälle von zu hoher Arbeitsbelastung“, erzählt sie. „Das konnten wir zusammen mit der Dienststellenleitung klären und danach eine Veränderung bewirken.“
Für den Fall, dass ich mal ein Problem oder eine Anfrage an einen Personalrat habe, gibt sie mir den Tipp: „Wenden Sie sich an eine bestimmte Person im Personalrat. Wo sie merken, die kenne ich oder da stimmt die Chemie, dieser Person kann ich mich anvertrauen.“
Haben die Personalräte also einen zu schlechten Ruf?
Das klingt doch eigentlich alles ganz positiv: Beratung, Unterstützung, Partei ergreifen. Und doch habe ich manchmal das Gefühl, die Personalräte hätten keinen besonders guten Ruf: Sie verzögerten alles, bräuchten immer so lang und könnten dann doch nichts bewirken.
Ulrike Marx stimmt mir da teilweise zu. Es stimmt schon, dass der Gesamtpersonalrat gerade bei den Dienstvereinbarungen oft lange braucht. Die Mitglieder prüfen und diskutieren eben jedes Wort. „Das ist ein sehr langer Prozess und ein kleinteiliges Gefiesel, da wir einen Fokus auf die Leistungs- und Verhaltenskontrollen und auf den Datenschutz der Beschäftigten legen“, erklärt sie.
Leistungs- und Verhaltenskontrollen: Im Prinzip geht es dabei darum, dass verhindert werden soll, dass Beschäftigte von den Vorgesetzten durch Kontrollen unter Druck gesetzt werden können.
Der Vorwurf, die Personalräte könnten nichts bewirken, ist nur halb wahr. „Ich fühle mich manchmal schon als zahnloser Tiger und das ist frustrierend“, gibt Ulrike Marx zu. „Wir können eben keine Berge versetzen, aber wir können Brücken bauen und werben.“ Als Beispiel nennt sie die vielen befristeten Stellen. Dagegen können die Personalrätinnen und Personalräte nur wenig tun. Aber doch können sie Dinge zum Besseren wenden.
Hat Corona neue Impulse gesetzt?
Wo wir gerade bei Dienstvereinbarungen sind: Corona hat eine neue Arbeitsrealität geschaffen. Das ist auch dem Gesamtpersonalrat bewusst. „Viele Vorgesetzte hätten nicht gedacht, dass es mit dem Home Office so gut läuft. Da wurde viel Vertrauen geschaffen. Es wird nach Corona nicht mehr sein wie vorher“, ist sich Ulrike Marx deshalb sicher. Und deswegen erarbeitet der Gesamtpersonalrat zusammen mit dem Kanzler zurzeit auch eine neue Dienstvereinbarung, die die Telearbeit neu regeln und erleichtern soll.
Was kommt nach der Personalratswahl?
Die neue Arbeitsrealität – das wird auch eines der Hauptthemen sein, die die neuen Personalräte beschäftigen wird. Ulrike Marx denkt, es sei deshalb wichtig, dass es Personalrätinnen und Personalräte aus möglichst vielen Bereichen gibt: Sekretärinnen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Technikerinnen und Techniker, Beschäftigte aus der ZUV und so weiter. Sie findet: „Je vielfältiger die Gremien sind, desto besser“.
Die Personalratswahlen finden am 22. Juni als Briefwahl statt. Informationen dazu erhalten Sie auf unserer Webseite.
Informationen zu den Personalräten finden Sie ebenfalls im Internet unter intern.fau.de.