Hoher Strompreis und mehr Preisschwankungen

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FAU WiSo-Ökonom desillusioniert Wirtschaft und Gesellschaft

Die Hoffnung von Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern ist groß, dass sich die Strompreise wieder auf dem Vor-Corona-Niveau einpendeln. Nach der russischen Invasion in der Ukraine und dem weitgehenden Abschied vom russischen Gas kletterten die Kosten auf Rekordhöhe. Doch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Rückkehr zum früheren Normalfall. Im Gegenteil: Der Strompreis im Großhandel liegt im gerade begonnenen Jahr 2025 zumindest im Durchschnitt zwischen 94 Euro bis 114 Euro je Megawattstunde (MWh). Das wäre mehr als sechsmal soviel wie vor der Energiekrise. Allerdings schwanken die Preise je MWh an der Strombörse kurzfristig zwischen rund – 100 Euro bis zu rund 1.000 Euro. „Unsere Studie dient nicht einer genauen Preisvorhersage“, betont Prof. Dr. Mario Liebensteiner, Juniorprofessor für Energiemärkte und Energiesystemanalyse der FAU WiSo. „Vielmehr prognostiziert sie einen hohen und vor allem volatilen Strompreis im Großhandel für die kommenden Jahre.“ Die Studie „High electricity price despite expansion in renewables: How market trends shape Germany’s power market in the coming years” ist in der Zeitschrift „Energy Policy“ erschienen.

Studie prognostiziert Preise bis 2030

Die Studie von Prof. Liebensteiner, Anas Abuzayed, Doktorand an der FAU und Dr. Fabian Ocker von der TenneT TSO GmbH berücksichtigt die wichtigsten Markttrends für die Entwicklung des Strompreises in Deutschland bis zum Jahr 2030. Sie liefert damit für die Politik eine faktengestützte Orientierung zur Gestaltung der künftigen Energiepolitik. Denn der Wirtschaftsstandort Deutschland ist gegenüber anderen Ländern gemäß Prognose gefährdet. Gleichzeitig signalisiert die Arbeit auch Industrie und Gewerbe, welche Investitionen sich voraussichtlich mit Blick auf Energiekosten lohnen. Verbraucher bekommen so Anhaltspunkte, wie lohnenswert Photovoltaik auf dem Dach, Wärmepumpe oder E-Auto sein können.

Markttrends systematisch durchgerechnet

„Die Vorhersage des Strompreises entspricht einer sogenannten Basisvariante der Szenarioprognose. Sie berücksichtigt die wichtigsten Einflussfaktoren und geht von einer kontinuierlichen Entwicklung ohne Umbrüche, wie beispielsweise Wirtschaftskrisen oder weiteren Kriegen, aus“, erklärt Mario Liebensteiner. „Ein weiterer planmäßiger Ausbau der Erneuerbaren Energien sorgt so für einen tendenziell sinkenden Strompreis.“ Gleichzeitig treibt eine wachsende Stromnachfrage das Preisniveau aber nach oben. Dafür sorgen zum Beispiel E-Mobilität, Wärmepumpen, Gebäudeklimatisierung, Rechenzentren oder auch perspektivisch Elektrolyseure für die Wasserstoffproduktion. Teurer wird Energie zusätzlich durch einen kontinuierlich steigenden CO2-Preis, der fossile Energieträger wie insbesondere Kohle belastet. Auch der Gaspreis, der durch die geopolitischen Verwerfungen mit Russland nun deutlich höher liegt als noch vor der Energiekrise, führt zu einem höherer Strompreisniveau. Die Studie rechnet allerdings mit einem moderat ansteigenden Preis. Eine weitere Einflussgröße sind die Ex- beziehungsweise -importe von Strom innerhalb Europas. Der Ausstieg aus der Kernenergie als Deutschlands Sonderweg verteuert tendenziell den Energieverbrauch.

Den gesamten Beitrag gibt es auf der Website der FAU.

 

Prof. Dr. Mario Liebensteiner ist Juniorprofessor für Energiemärkte und Energiesystemanalyse  an der FAU WiSo. Seine Forschungsinteressen liegen in der Analyse und Regulierung von Energiemärkten und Umweltpolitik. Prof. Liebensteiner bietet auf seinem YouTube-Kanal „Energiemärkte erklärt“ jede Woche ein Kurzvideo zu Energiemarktthemen: