Hungrig auf Paris 2024: Interview mit WiSo-Student und Ringer Roland Schwarz über seinen Weg zu den Olympischen Spielen
Roland Schwarz studiert an der FAU WiSo International Business Studies und ist Ringer im griechisch-römischen Stil. Er gewann 2019 bei den Europameisterschaften die Silbermedaille und 2021 bei den Weltmeisterschaften die Bronzemedaille. In diesem Jahr wurde Roland bei der Europameisterschaft in Zagreb Dritter. Im Interview erklärt Roland die Faszination seiner Sportart Ringen, gibt Einblick in die Organisation von Sport und Studium und nimmt uns mit auf seinem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris 2024.
Roland, seit wann betreibst du deinen Sport und wie bist du dazu gekommen?
Mir wurde das Ringen schon in die Wiege gelegt. Sowohl mein Opa als auch mein Vater waren Ringer. Mein Vater war sehr erfolgreich und war vier Mal Weltmeister, Vize-Olympiasieger und später dann Bundestrainer. Schon als kleiner Junge war ich in der Halle dabei und wollte auch Ringer werden. Meine ersten Versuche habe ich dann mit sechs Jahren unternommen. Wirklich ernsthaft fürs Ringen habe ich mich dann mit neun Jahren entschieden. Seitdem bin ich dabei.
Was macht die Faszination deiner Sportart aus – für dich und für die Zuschauer?
Meiner Meinung nach ist Ringen die absolute Sportart. Hier ist alles miteinander vereint: Technik, Kraft in verschiedenen Formen, Ausdauer und Beweglichkeit. Zudem ist taktisches Verständnis äußerst wichtig. Um besser zu sein als andere reicht es nicht aus, eine Fähigkeit besser ausgebildet zu haben. Entscheidend ist die Balance aller Bereiche auf höchstem Niveau. Für Zuschauer sind die Kämpfe Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Frau immer interessant. Zu sehen, welcher der Athleten bzw. welche der Athletinnen auf den Punkt fit ist und es schafft, sich nicht nur physisch, sondern auch taktisch und mental durchzusetzen, macht die Faszination aus. Gerade an der Weltspitze, wo alle Athleten und Athletinnen sehr gut sind, machen die mentalen Fähigkeiten am Ende oft den Unterschied.
Was sind deine größten Stärken, die du dir durch den Sport aneignen konntest?
Der sehr erfolgreiche amerikanische Ringer Dan Gable hat einmal gesagt: „Once you’ve wrestled, everything else in life is easy.“ Mittlerweile weiß ich, was er damit gemeint hat. Ringen ist ein Sport, bei dem es sowohl in der Vorbereitung, dem „Gewicht machen“, als auch im Kampf selbst auf Ehrgeiz, Disziplin und Durchhaltevermögen ankommt. Aufgeben gibt es nicht, zumindest nicht für mich.
Wo sind diese Stärken außerhalb des Sports für dich wichtig bzw. wo kannst du diese einsetzen?
Ganz besonders helfen mir die oben genannten Stärken momentan dabei, sowohl meine sportliche Karriere als auch mein Studium voranzutreiben. Neben dem Sport studiere ich International Business Studies an der FAU, die Partnerhochschule des Spitzensports ist. Es ist eine große Herausforderung für mich, die Anforderungen des Studiums mit meinen sportlichen Aufgaben zu kombinieren. Bei den vielen Fehlzeiten, die ich aufgrund meiner Reisetätigkeit zu Trainingslagern und Wettkämpfen habe, ist es für mich oft ausschlaggebend, dass ich mich nur kurz und dafür dann hoch intensiv auf Prüfungen vorbereiten kann. Dabei helfen mir dann auf alle Fälle mein Ehrgeiz und meine Disziplin.
Als Olympiakader in deiner Sportart bist du die meiste Zeit unterwegs. Trotzdem studierst du zusätzlich neben deinem Sport. Warum nimmst du diese zusätzliche Herausforderung an und wie bekommst du das alles unter einen Hut?
Es ist schon eine große Herausforderung für mich, die Anforderungen des Studiums mit meinen sportlichen Aufgaben zu kombinieren. Wichtig ist einfach eine gute Organisation im Vorfeld. Ich selbst muss mich fragen, in welchen Phasen ich mehr, in welchen ich weniger Zeit für das Studium investieren kann. Dazu kommt der regelmäßige Austausch mit meinen Mentoren an der FAU, die mich bei der Flexibilisierung des Studiums unterstützen. Am Ende muss aber auch der Wille und die eigene Motivation dazu groß genug sein.
Was sind deiner Meinung nach ganz allgemein die Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche duale Karriere, also der Vereinbarung von Spitzensport und Studium?
Ganz allgemein ist der Ausgleich, den ich mir durch eine duale Karriere schaffe, sowohl für den Sport, als auch für das Studium förderlich. Die duale Karriere bietet mir die Möglichkeit, ganz nach meinem individuellen Bedarf zwischen den beiden Säulen umzuswitchen und so das Beste in beiden Bereichen rauszuholen. Ich persönlich wollte immer schon studieren und mir dadurch etwas neben dem Sport aufbauen. Dass das gelingt, liegt einerseits daran, dass ich mit der Bundeswehr einen Arbeitgeber habe, der nicht nur meine sportliche Weiterentwicklung fördert, sondern auch meine externe Ausbildung an der FAU. Dazu kommt die Unterstützung des Olympiastützpunkts Bayern.
Richten wir den Blick schon jetzt auf das nächste Jahr. Wie sieht dein ganz persönlicher Fahrplan auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris aus?
Ich habe drei Möglichkeiten, mich bei internationalen Turnieren für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Mein Ziel ist es, die Qualifikation gleich bei der kommenden WM 2023 mit einem Platz unter den Top fünf abzuhaken. Dazu muss ich mich allerdings zuerst gegen die Konkurrenz im eigenen Land durchsetzen. Mit den Olympischen Spielen habe ich meine ganz eigene Geschichte. Vor den letzten Spielen in Tokyo habe ich mir im Qualifikationszeitraum die Mittelhand gebrochen, musste mich einer Bandscheiben-OP unterziehen und bin später an Corona erkrankt. So hat es dann mit der Teilnahme leider nicht geklappt. Umso hungriger bin ich jetzt darauf, an den Spielen in Paris teilzunehmen. Ich trainiere wesentlich mehr und fokussierter und bin auch mental noch stärker geworden.
Mehr Infos zu Spitzensport und Studium: www.hochschulsport.fau.de/wettkampfsport