FAZ: Studie von WiSo-Forschern zum Thema Arbeitsdruck
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat im Artikel „Stress macht krank – aber lohnt sich“ ausführlich über eine Studie der WiSo-Forscher Prof. Dr. Markus Nagler (Juniorprofessor für Arbeitsmarkt- und Innovationsökonomik), Prof. Dr. Johannes Rincke (Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik) und Dr. Erwin Winkler zum Thema Arbeitsdruck berichtet. Betriebsräte und Gewerkschaften beklagen schon seit einiger Zeit eine zunehmende Arbeitsverdichtung sowie höheren Leistungsdruck bei der Arbeit. Dies ist für Beschäftigte oft mit höherem Stress und teilweise ernstzunehmenden gesundheitlichen Folgen verbunden. Dass immer mehr Menschen von hohem Arbeitsdruck berichten, wird allgemein auf eine veränderte Arbeitsorganisation im Zuge der Digitalisierung zurückgeführt.
In ihrer aktuellen Forschungsarbeit geht das Forscher-Team der Rolle von Arbeitsdruck und -stress im deutschen Arbeitsmarkt auf den Grund. In einem ersten Ansatz verwenden sie dazu detaillierte Befragungsdaten deutscher Arbeitnehmer, die seit 1979 gemeinsam vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) erhoben werden. Um Arbeitsdruck zu messen, bilden sie einen Arbeitsdruck-Index, der für jeden Beschäftigten spezifische Werte annimmt und verschiedene Dimensionen von Arbeitsdruck abbildet, wie beispielsweise hohe Erwartungen an die Arbeitsleistung und Multitasking. Sie zeigen, dass dieser Index Unterschiede im Arbeitsdruck sinnvoll abbildet, unter anderem mit Hilfe von Methoden des maschinellen Lernens. Bei diesen Analysen zeigt sich, dass der Arbeitsdruck-Index wie erwartet stark mit gesundheitlichen Problemen wie unregelmäßigen Schlaf und Nervosität korreliert. Neben einer Reihe weiterer Plausibilitätsprüfungen zeigen sie auch, dass der so gemessene Arbeitsdruck seit den 1970er Jahren spürbar zugenommen hat.
Aus arbeitsmarktökonomischer Sicht ist Stress am Arbeitsplatz ein Faktor, der bei ansonsten gleichen Arbeitsplatzcharakteristiken dazu führen sollte, dass ein Arbeitsplatz weniger attraktiv wird. Daraus folgt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in aller Regel für Arbeitsdruck kompensiert werden müssen, damit sie bereit sind, die Tätigkeit weiter auszuführen. Beispielsweise existieren Zulagen für Schicht- oder Wochenendarbeit, die die Übernahme der entsprechenden Tätigkeiten für die Beschäftigten akzeptabel machen sollen. Ökonomen sprechen in diesen Zusammenhang von sogenannten kompensierenden Lohndifferentialen. In einer Welt mit kompensierenden Differentialen wären die Arbeitnehmer also nicht schlechter gestellt, wenn sie sich hohem Arbeitsdruck aussetzen. Und diejenigen, denen hoher Arbeitsdruck nicht viel ausmacht, wären sogar bessergestellt, da diese Art von Tätigkeit im Arbeitsmarkt ja trotzdem besser entlohnt würde. Allerdings können Arbeitsmarktfriktionen und unvollständiger Wettbewerb dazu führen, dass Faktoren wie hoher Arbeitsdruck eben nicht durch höhere Löhne kompensiert werden. Die Zulagen zur Wochenendarbeit in Kliniken ist beispielsweise selten ein Anreiz, der stark genug ist, um die Wochenendarbeit nur basierend auf Freiwilligkeit einzuteilen.
Hier geht es zum kompletten Artikel der FAZ (hinter einer Bezahlschranke).