WiSo-Forscher an erstem internationalen Crowdsourcing-Projekt zu Forschungsdesigns beteiligt

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Prof. Dr. Johannes Rincke

Der Einsatz von Experimenten in der sozialwissenschaftlichen Forschung eröffnet Spielräume bei der Auswahl eines Versuchsdesigns aus vielen möglichen Alternativen. Dieser Spielraum ist problematisch, weil die jeweiligen Ergebnisse vom gewählten Untersuchungsdesign abhängen können. Eine jüngst in der renommierten Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) publizierte Studie, an der der Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik der FAU WiSo (Prof. Dr. Johannes Rincke, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik) beteiligt ist, macht erstmals die Unsicherheit sichtbar, die mit der Wahl des Untersuchungsdesigns verbunden ist. Dazu betrachtet die Studie exemplarisch die Frage, ob Menschen sich unter Wettbewerbsdruck weniger moralisch verhalten.

Im Rahmen eines internationalen Crowdsourcing-Projekts überlegten sich 45 unabhängige Teams aus 18 Ländern auf vier Kontinenten jeweils ein experimentelles Forschungsdesign mit dem Ziel, die ausgewählte Fragestellung zu untersuchen. Die Studie nutzt Daten von mehr als 18.000 Probandinnen und Probanden und bestätigt die Vermutung, dass Wettbewerb im Mittel Menschen weniger moralisch handeln lässt, allerdings ist der Effekt recht gering. Das wichtigste Ergebnis der Studie liegt in der Erkenntnis, dass die Variation der gemessenen Effekte zwischen den verschiedenen Untersuchungsdesigns sehr erheblich ist. Die Studie liefert damit einen grundsätzlichen Beitrag zur Rolle von experimentellen Studien in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften: Jede normale Studie untersucht eine Fragestellung mit nur einem Untersuchungsdesign und blendet aus, dass andere Ansätze zu anderen Ergebnissen führen würden. Das Crowdsourcing-Projekt zeigt, dass Ergebnisse einzelner experimenteller Studien nicht unbedingt allgemein gültig sein müssen.