Studie von WiSo-Forschern belegt negative Auswirkungen von Arbeitslosigkeit
„Das einschneidende Erlebnis wirkt sich auch Jahre nach einer Arbeitsaufnahme noch negativ auf das Wohlbefinden aus.“
Wer arbeitslos war, trägt die psychischen Narben dieser Erfahrung auch noch Jahre nach dem Einstieg in einen neuen Job mit sich. Das ist das Ergebnis einer Studie des Lehrstuhls für Empirische Wirtschaftssoziologie an der WiSo in Nürnberg.
Das Arbeitslosigkeit sich negativ auf das eigene Wohlbefinden auswirkt, ist keine Überraschung und schon lange wissenschaftlich belegt. Aber wie lange wirken diese „psychischen Narben“ nach? Dazu gab es bisher widersprüchliche Ergebnisse
Die WiSo-Wirtschaftssoziologen Dr. Andreas Eberl und Prof. Dr. Tobias Wolbring haben, zusammen mit Dr. Matthias Collischon (IAB), das nun mithilfe des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) untersucht. Das Ergebnis: Auch bis zu fünf Jahre nachdem ein neuer Job begonnen wurde wirkt sich die Arbeitslosigkeit noch negativ auf die Psyche aus: Die allgemeine Zufriedenheit ist niedriger als vor der Arbeitslosigkeit. Und das auch bei denjenigen, die nur kurze Zeit arbeitslos waren. Erklärt wird der Effekt vor allem durch weitere Phasen der Arbeitslosigkeit.
Deutschland: Arbeitslosigkeit stigmatisiert
Eberls Ergebnisse überraschen zum Teil. Denn: Aus einer vergleichbaren Studie in den USA konnten keine langfristigen negativen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die Psyche festgestellt werden. Eberl sieht neben methodischen Gründen eine mögliche Ursache in den verschiedenen Ergebnissen darin, dass Arbeitslosigkeit in den beiden Ländern unterschiedlich bewertet wird. Während in den USA mit „Hire and Fire“ eine flexiblere Personalpolitik vorherrscht, ist das Kündigungsrecht in Deutschland sehr reglementiert, Arbeitslosigkeit daher mit einem höheren Stigma belegt.
Wie können die negativen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit begrenzt werden?
Welche Empfehlungen lassen sich für den Gesetzgeber aus den Ergebnissen ziehen? „Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, dass Menschen ihren Job verlieren und in die Arbeitslosigkeit rutschen. Mit dem Mittel der Kurzarbeit hat die Regierung hier bereits ein gutes Instrument, um dem vorzubeugen“, sagt Andreas Eberl. „Wer arbeitslos ist, sollte nicht einfach nur schnell in einen neuen Job vermittelt werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass der neue Job passt, um so langfristig Stabilität zu bieten und neue, die negativen Effekte verstärkende Zeiträume der Arbeitslosigkeit vermeiden zu können.“
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Weitere Informationen:
Dr. Andreas Eberl
Lehrstuhl für Empirische Wirtschaftssoziologie
andreas.eberl@fau.de