WiSo-Forschungsteam untersucht die Langzeitfolgen von Minijobs für arbeitende Mütter
Nach wie vor sind es meist die Mütter, die nach der Elternzeit beruflich kürzertreten, um bei den Kindern zu bleiben. Der Einstieg zurück in den Arbeitsmarkt erfolgt deshalb typischerweise über eine Teilzeitstelle mit weniger Wochenstunden als vor der Geburt des Kindes. Dabei gilt insbesondere der Minijob als effizientes Sprungbrett zurück ins Arbeitsleben. Doch ein Forschungsteam am Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung kommt nun zu dem Ergebnis, dass ausgerechnet diese Beschäftigungsart langfristig zu beruflichen Nachteilen und Lohneinbußen führt.
Dass die Geburt eines Kindes die Karrierelaufbahn der Mutter auf jeden Fall kurzfristig beeinflusst, wurde schon mehrfach erforscht. Dies kann nicht nur in Deutschland, sondern weltweit beobachtet werden. Am Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung haben sich Dr. Matthias Collischon, Dr. Kamila Cygan-Rehm und Prof. Regina T. Riphahn nun aber mit der Frage beschäftigt, wie es langfristig um die Karriere von Müttern in Deutschland steht.
Dabei hat das Team auf Basis administrativer Daten mithilfe der Propensity Score-Methode und in Kombination mit einer Ereignisstudie untersucht, ob arbeitspolitische Maßnahmen viele Jahre nach der Geburt des ersten Kindes überhaupt noch wirken und ob es dabei einen Unterschied macht, über welche Beschäftigungsart Mütter zurück in die Berufswelt finden.
Einstiegsjob gleich Einstiegsjob?
Während die Untersuchungen berücksichtigen, dass die verzeichneten Einkommenseinbußen zu großen Teilen Mütter treffen, die sich zunächst vom Arbeitsmarkt zurückziehen, so gibt es darüber hinaus selbst innerhalb der Gruppe der bald wieder arbeitenden Mütter deutliche Unterschiede in Bezug auf Lohn, gewonnen Erfahrungsschatz und Arbeitsplatzfluktuation.
Dies ist laut den Forschungsergebnissen maßgeblich abhängig von der ersten Arbeitsstelle, die nach der Elternzeit angetreten wird. Von der Politik als Sprungbrett zurück in die Arbeitswelt gedacht, stecken einige zu lange in Minijobs fest.
Zunächst noch scheinen die Vorteile hier zu überwiegen: Die Arbeitnehmerinnen müssen keine Steuern entrichten, Sozialabgaben leisten die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber – es bleibt somit „netto“ mehr übrig.
Doch selbst zehn Jahre nach einem Einstieg über den Minijob verdienen Mütter noch immer mindestens zehn Prozent weniger als diejenigen, die gleich eine reguläre Teilzeitstelle angenommen haben. So haben sie zu diesem Zeitpunkt dann insgesamt nur halb so viel verdient. Dieser Umstand beeinflusst auch die spätere Rente negativ.
Puzzlestein im Bild des Fachkräftemangels
Wie aber wird der Minijob zur Falle? Die Ursache dafür sehen die Forschenden zum einen in der geringen beruflichen Förderung von Fähigkeiten und Fertigkeiten in Minijobs. Zum anderen zeigen sich bei Minijobberinnen im Lebenslauf häufige Stellenwechsel, was sich auf die Lohnentwicklung langfristig negativ auswirken kann. Zudem könnten aber auch die hohen Steuerbelastungen für Zweitverdienende in Ehepaaren in Kombination mit den Sozialversicherungsabgaben eine Ausweitung der Verdienste unattraktiv machen. Dies lässt sich mit den verfügbaren Daten allerdings nicht direkt testen.
„Daraus ergeben sich nicht die angedachten Vorteile für Minijobberinnen gegenüber Müttern, die zunächst nicht gleich auf den Arbeitsmarkt zurückkehren.“, sagt Regina Riphahn. Stattdessen hat der Minijob nicht nur negative Auswirkungen auf berufliche und finanzielle Lage dieser Frauen, sondern auf die ganze Gesellschaft. „Die Benachteiligung dieser Gruppe hemmt die Entwicklung qualifizierter Arbeitskräfte und ist damit ein Puzzlestein des Fachkräftemangels.“
Die Ergebnisse der Studie sind als Diskussionspapier in englischer Sprache auf der Seite des Interdisziplinären Zentrums Arbeitsmarkt und Arbeitswelt der FAU nachzulesen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Regina T. Riphahn
Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung
Tel.: 0911/5302-268
regina.riphahn@fau.de