In der „Höhle der Löwen“: WiSo-Alumnus sichert sich Deal mit Unternehmer Ralf Dümmel
2017 geht Christoph Lung nach einem erfolgreich abgeschlossenen Bachelor-Studium in Wirtschaftswissenschaften an der WiSo auf Weltreise. In Myanmar trifft er auf Johannes Lutz und wie es in dem berühmten Filmklassiker „Casablanca“ so passend heißt: „This is the beginning of a beautiful friendship“ – und von „Duschbrocken“. Denn während Christoph und Johannes die Welt bereisen, fragen sie sich, wie man bei Shampoo und Duschgel unnötiges Plastik vermeiden kann. Ihre Lösung: festes Duschgel und Shampoo in Einem mit dem passenden Namen „Duschbrocken“. Nach einer äußerst erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne starteten Johannes Lutz und Christoph Lung auf 30 Quadratmetern und mit einer Pizzaknetmaschine mit der Produktion. Mittlerweile hat der „Duschbrocken“ eine stetig wachsende Fangemeinde und die Produktion wurde ausgeweitet.
Ende April 2020 begaben sich Christoph Lung und Johannes Lutz in die „Höhle der Löwen“, eine Produktion des Fernsehsenders VOX, in der Gründerinnen und Gründer ihre Geschäftsidee vor einer Jury aus bekannten Unternehmergrößen wie Dagmar Wöhrl oder Frank Thelen pitchen und auf einen „Deal“ mit den Investoren hoffen. Bei Christoph Lung und Johannes Lutz ist es nicht nur bei der Hoffnung geblieben – sie ergatterten einen Deal mit dem Unternehmer Ralf Dümmel.
Wie es in der „Höhle der Löwen“ war und was der Deal für die Zukunft von „Duschbrocken“ bedeutet, das erfuhr Christina Wittmann vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensführung in einem Interview mit Christoph Lung.
Christina Wittmann: Vielen Dank für die Chance eines Interviews, Christoph. Am vergangenen Dienstag warst du mit deinem Gründerkollegen Johannes mit eurem Startup „Duschbrocken“ bei der „Höhle der Löwen“ zu Gast. Erfreulicherweise konntet ihr einen „Deal“ mit Ralf Dümmel erzielen. Von ganzem Herzen herzlichen Glückwunsch hierzu! Kannst du uns einen kurzen Einblick in deine Gefühlswelt geben? Wie war es im Fernsehen zu pitchen, vor allem vor so bekannten Größen, wie Ralf Dümmel und Co?
Christoph Lung: Zunächst auch an dieser Stelle nochmal vielen Dank für die Einladung zum Interview. Ich freue mich natürlich, dass ich so mit meiner Uni, die mich auf das wirtschaftliche Leben vorbereitet hat, in Kontakt bleiben kann und dass ich etwas zu unserem Fernsehauftritt und „Duschbrocken“ sagen kann.
Am Tag der Aufzeichnung waren sowohl Johannes als auch ich super aufgeregt, aber gleichzeitig auch riesig vorfreudig. Wir hatten zu dem Zeitpunkt erst ein knappes halbes Jahr zuvor gegründet, mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne. Sechs Monate später vor fünf Top-Investoren in Deutschland die eigene Idee vorstellen zu können und vielleicht vor einem Millionenpublikum im Fernsehen, da ist man natürlich schon sehr angespannt und aufgeregt. Die Aufregung ist aber schnell der Freude gewichen als wir angefangen haben über unser Baby zu berichten und uns den Fragen zu stellen. Wir hatten uns wirklich lange und intensiv vorbereitet. Wir hatten eine Woche Zeit, die wir komplett ausgenutzt haben. Das war kurz vor Ostern 2019. Wir haben das Wochenende und die paar Tage genutzt, alte Staffeln angeschaut und uns Fragen notiert und alles vorbereitet.
Als wir das Ergebnis am vergangenen Dienstag gesehen haben, war das ein riesengroßes Highlight. Ich habe viele Nachrichten von Freunden und Familie bekommen, die alle mitgefiebert haben. Ich war natürlich auch aufgeregt. Wir waren in der Schaumstation, wie wir unser Office in Stuttgart nennen, und haben das mit unserem Team angeguckt. Das war pure Aufregung und pure Freude und es war schön, dass es nach einem Jahr endlich raus war.
Christina Wittmann: Mit eurem Produkt Duschbrocken, einem nachhaltigen Duschgel und Shampoo in fester Form, habt ihr bereits vorher viele Erfolge gefeiert. Was hat sich für euch seit der Aufzeichnung bzw. der Ausstrahlung verändert?
Christoph Lung: Total viel. Zu dem Zeitpunkt der Aufzeichnung haben wir noch jeden einzelnen Duschbrocken handgefertigt – also Johannes und ich ohne Mitarbeiter. Wir hatten eine Pizza-Knetmaschine, in der wir unseren Teig angerührt haben und dann hatten wir so eine Kniehebepresse. Da musste man per Hand jeden einzelnen Duschbrocken pressen. Wir haben pro Tag so 150 bis 200 Stück geschafft. Dafür hatten wir uns einen Raum in der Stuttgarter Gegend gemietet, mit 30 Quadratmetern. Dort haben wir sowohl produziert, gelagert, als auch versendet. In dem Raum ist alles passiert.
Als wir dann in der „Höhle der Löwen“ den Deal bekommen haben war natürlich klar, dass nach der Ausstrahlung Menschen auf den Duschbrocken aufmerksam werden und denen wollen wir natürlich auch einen Duschbrocken schicken. Besonders wichtig war uns hierbei, dass unser Produkt, auch wenn es in einer größeren Stückzahl gefertigt wird, in Sachen Qualität nicht schlechter wird. Deswegen haben wir die Produktion komplett übernommen und uns einen Partner gesucht. Außerdem werben wir mit Nachhaltigkeit. Deswegen war es uns auch wichtig, dass es kein Partner in Fernost oder so wird, sondern ein Partner aus dem deutschsprachigen Raum. Wir haben dann mit Seifenherstellern und Leuten aus diesem Geschäft verhandelt und zum Glück zwei Partner gefunden – ein kleiner Familienbetrieb in Österreich und einen Seifenhersteller in Baden-Württemberg. Die erreichen wir beide innerhalb von drei Stunden mit dem Auto. Da kommen aktuell unsere Duschbrocken her. Zusätzlich haben wir noch eine Seifenmanufaktur in Stuttgart, in der wir auch produzieren dürfen. Wir mussten uns eben komplett neu aufstellen, um diese gesteigerte Nachfrage bedienen zu können.
Und dann so Punkte wie die Aufmerksamkeit, die man dann erhält. Hat man zum Beispiel die richtige Infrastruktur mit seinem Onlineshop? Wir haben unseren Onlineshop von einer Agentur komplett neu bauen lassen, um die Plattform auf den hohen Traffic vorzubereiten, damit der Shop nicht in die Knie geht.
Wir haben zusätzlich mittlerweile ein kleines Team aufgebaut. Mit Johannes und mir sind wir nun zu siebt in der Schaumstation. Aber im Prinzip ist der Duschbrocken, den wir am Anfang gemacht haben, noch genau derselbe und das war uns auch sehr wichtig.
Christina Wittmann: Nach deinem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität ging es erst mal auf Weltreise, wo du sowohl deinen Gründerpartner kennengelernt, als auch die zündende Idee für euer Produkt hattest. Wenn du an deine Zeit an der Universität in Nürnberg zurückdenkst, welche Erfahrungen, Erlebnisse oder gar Module konntest du gewinnbringend bei der Unternehmensgründung nutzen?
Christoph Lung: Ich muss ganz ehrlich sein. Ich war sicher kein Musterstudent. Ich war nicht in jeder Vorlesung und auch nicht in jeder Übung. Aber ich glaube gerade meine Schwerpunkte am Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im Bereich Unternehmensführung und Marketing haben mich mitunter am besten auf die jetzige Situation vorbereitet. Ich habe beispielsweise auch „Problemlösung und Kommunikation“ belegt, was Input zur Lösung strategischer Problemstellungen und Umsetzung eigener Ideen gibt. Natürlich muss man am Anfang erst ein Fundament schaffen. So ist das Studium am Fachbereich ja auch aufgebaut. Wenn man dann die Module belegt, in denen man sich auch selbst wiederfindet, ist das eine ganz gute Ausgangslage.
Christina Wittmann: Wenn du den aktuellen Studierenden an der Universität einen Tipp geben dürftest, insbesondere denen, die auch mit dem Gedanken liebäugeln ein Start-up zu gründen. Welcher wäre das?
Christoph Lung: Grundsätzlich kann ich sagen, wenn man etwas Eigenes machen will, dann sollte man sich nicht scheuen, es einfach auszuprobieren. Bei mir war es ja so, wir kamen von der Weltreise zurück und die Idee ist dort auch entstanden. Das war rückblickend betrachtet der beste Zeitpunkt, um so etwas zu machen. Ich hatte schon immer Lust eine eigene Idee umzusetzen. Wir kamen zurück von der einjährigen Weltreise, hatten zuvor alles aufgelöst, hatten keinerlei Verpflichtungen. Johannes und ich haben dann von den restlichen Ersparnissen ein paar Rohstoffe gekauft und wollten was ausprobieren.
Ein wirklich wichtiger Tipp, der uns in der Gründungsphase tatsächlich weitergeholfen hat: Man hat zu Beginn oft das Gefühl, besser nicht mit anderen Leuten über die Idee zu sprechen. Am Ende wird sie einem noch geklaut. Bei uns hat genau das Gegenteil dazu geführt, dass es den Duschbrocken gibt. Wir haben mit sehr vielen Menschen über unsere Idee gesprochen, auch mit Seifenherstellern, weil wir unsere Idee vortragen wollten, Feedback einholen wollten, Fragen stellen wollten, wie man gewisse Sachen machen kann. Beispielsweise auch das Thema, dass der Duschbrocken sauber machen, aber gleichzeitig aus natürlichen und milden Zutaten bestehen soll. Wir wollten eine 2-in-1 Lösung für Körper und Haare und haben genau über diese Gespräche überhaupt erst unsere Idee auf die Straße gebracht. Sprich also mit Leuten über deine Idee.
Es gibt sicherlich ein paar Hürden, aber eigentlich ist es relativ einfach zu gründen, wenn man ehrlich ist. Was kann im schlimmsten Fall passieren? Selbst wenn man scheitert, kann man vorweisen, dass man eine eigene Idee umsetzen wollte und dies versucht hat. In der Regel kommt so etwas für das weitere berufliche Leben doch eher positiv als negativ an. So ein Versuch zeugt von Selbstständigkeit und Initiative.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website von „Duschbrocken“.
Bild: TVNOW / Bernd-Michael Maurer