Wirtschaftspsychologin Dr. Cynthia Sende untersucht, wie digitale Medien das Leben beeinflussen
Smartphones, Tablets und Co. gehören mittlerweile zum Alltag. Wie die Geräte funktionieren, ist meistens klar. Doch wie viel Zeit sollte damit verbracht werden und wie stark dürfen sie das Leben bestimmen? Wie man richtig mit den neuen technischen Möglichkeiten umgeht, ohne dass das eigene Leben darunter leidet, untersucht Dr. Cynthia Sende vom Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie am Fachbereich in einem neuen Projekt, dass durch ein Schöller-Fellowship gefördert wird.
Vor- und Nachteile der digitalisierten Kommunikation
Digitale Techniken beschleunigen den Informationsaustausch. Will man der entfernten Großmutter ein Bild des Enkels zeigen, so ist dies nicht erst tagelang per Post unterwegs, sondern in Sekundenschnelle per Smartphone übermittelt. Wer am Wochenende eine neue Bekanntschaft im Freundeskreis macht, muss nicht mehr abwarten, bis man sich zufällig wieder über den Weg läuft, sondern kann über Facebook Kontakt aufnehmen – Vernetzen leicht gemacht. Findet sich eine junge Frau an einem Tag attraktiv, so postet sie ein Bild auf Instagram und erhält in Form von Likes und Kommentaren schnell positives Feedback – direkter und schneller als es sonst im Alltag der Fall wäre, wo nur selten Komplimente geäußert werden.
Doch dieses Streben nach Lob und Anerkennung setzt die Nutzer auch unter Druck. Was ist, wenn das Like ausbleibt oder ein Kommentar negativ oder gar beleidigend ist? Ebenso kann die ständige Erreichbarkeit schnell zum Fluch werden, wenn der Angestellte selbst in der Freizeit Arbeits-E-Mails beantwortet und nicht mehr abschalten kann. Und wenn sich Paare am Küchentisch nicht mehr unterhalten, sondern nur noch in ihr Handy starren und das mündliche Gespräch durch Chats ersetzt wird, kann dies schnell negative Einflüsse auf die Beziehung haben.
Theoretisches Modell der Mediennutzung
Sende argumentiert, dass sich Pro und Contras der Digitalisierung des Alltags nicht so einfach für alle Menschen über einen Kamm scheren lassen. So ermöglichen soziale Medien zum Beispiel dem Alleinreisenden, seine Urlaubserlebnisse mit anderen zu teilen und sich dadurch nicht mehr so einsam zu fühlen. Demgegenüber steht der Familienvater, der am Abend Bilder auf Facebook lädt und mehr Zeit mit dem PC als der Familie verbringt. Deshalb rückt Sende die menschliche Komponente in den Mittelpunkt. Sie will herausfinden, wann das Nutzungsverhalten neuer Medien positiv und wann negativ ist und welche psychologischen Prozesse das individuelle Verhalten beeinflussen. Um möglichst umfassende Aussagen treffen zu können, will sie die Mediennutzung zudem breit erfassen und nicht nur auf ein Gebiet, wie zum Beispiel Facebook, reduzieren.
In einer Längsschnittstudie werden zunächst Studierende untersucht. Dabei rücken neben den individuellen Merkmalen der Teilnehmer verschiedene Fragen in den Mittelpunkt: Wie nutzen die Personen die neuen Medien? Wie erleben sie Stress und welche Maßstäbe setzen sie an die eigene Leistung an? Die Studie ist auf drei bis vier Semester angelegt und soll dabei die Auswirkung digitaler Medien auf den Studienverlauf untersuchen. So zeigen zum Beispiel andere Studien einen negativen Zusammenhang zwischen der Intensität der Facebook-Nutzung und der Studienleistung. In einem zweiten Schritt wird das Modell dann auf Berufstätige übertragen, um den Einfluss der Mediennutzung auf den Berufserfolg zu messen.
Damit knüpft Sende an ein Pilotprojekt des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialpsychologie an, welches gezeigt hat, dass die einzelnen Problembereiche beim Umgang mit neuen Medien sehr vielschichtig sind. Zudem wurde festgestellt, dass Studierende und Berufstätige unterschiedliche Stressauslöser im Umgang mit der digitalen Technik haben. Durch ein Training, das beide Personengruppen ansprach, wurde versucht, die Vorteile der digitalen Technik optimal zu nutzen und gleichzeitig mögliche negative Wirkungen zu reduzieren.
Weitere Informationen:
Dr. Cynthia Sende
Tel.: 0911/5302-147
cynthia.sende@fau.de